04.08.2021

Die Timeline – Eine Umsetzungsidee mit dem Online-Systembrett im Coachingspace

Liebe Coachingspace-Community,

häufig werden wir gefragt, welche Methoden wir für unser virtuelles Beratungszimmer noch so geplant haben. Dazu gehören, wie bereits angedeutet, natürlich die Methoden unseres Kooperationspartners, dem Schulz von Thun Institut, zu denen etwa die neue Version des Inneren Teams sowie das Wertequadrat gehören. Einige weitere Methoden sind zwar bereits in Planung und teils auch schon in der Umsetzung, dürfen hier aber noch nicht verraten werden. Eine sehr häufig angefragte Methode ist die Timeline. Daher steht diese bei uns recht weit oben auf dem Zettel. Allerdings wissen wir seit kurzem dank unseres Community-Mitgliedes und Kollegen, Egbert Schuwardt (hier geht’s zu seiner Webseite), dass sich eine Variante der Timeline bereits wunderbar mit unserem Online-Systembrett umsetzen lässt.

Im Folgenden lassen wir deshalb gerne Egbert selbst zu Wort kommen und wünschen euch viel Spaß beim Ausprobieren seiner Timeline-Variante.

Euer Coachingspace-Team

Das Online-Systembrett zur Umsetzung einer Timeline-Variante – eine Idee von Egbert Schuwardt

Hallo liebe Community,

ich bin in erster Linie Mediator und nutze als wirksames Tool liebend gern die Timeline. Also war es mein erklärtes Ziel, eine digitale Entsprechung dafür zu finden.

Im Mediationsraum markiere ich den Ausgangspunkt normalerweise mit einem Seil und ggf. den Punkt in der Zukunft oder auch in der Vergangenheit. Anders als im Coaching nutze ich dann gerne den Ausblick auf ein erreichtes Ziel. Klaus Threuretzbacher und Peter Nemetschek (Coaching und Systemische Supervision mit Herz, Hand und Verstand) nennen diesen Punkt „Schon schmunzeln können…“.

Die Umsetzung in Präsenz

Wie gehe ich in Präsenz konkret vor? „Nehmen wir mal an, die Mediation ist erfolgreich beendet. Wann, denken Sie, wird das der Fall sein?“ – „Am Jahresende!“ – „Prima, dann lassen Sie uns mal gemeinsam auf den 31.12.2021 stellen, wir haben ein Glas Sekt in der Hand zum Anstoßen auf das Erreichte und das sich dem Ende neigende Jahr. Im Mai 2021 haben wir mit der Mediation begonnen. Was war damals im Mai der erste wichtige Schritt für die heute erfolgreich beendete Mediation?“

Wichtig ist, dass die Medianden den Silvestertag 2021 als den Gegenwartszeitpunkt wahrnehmen und sich zurückerinnern, welche Schritte sie alles unternommen haben, um zu dem heutigen Tag zu gelangen.

In Präsenz legen wir dann jeweils an den wichtigen Zeitpunkten Karten mit Maßnahmen aus, die von den Medianden genannt werden. Haben wir alle Karten ausgelegt, die notwendig sind, so begebe ich mich mit den Medianden auf den Ausgangspunkt Mai 2021 zurück und schreite gemeinsam die Timeline ab. Dabei befrage ich die Medianden, ob dies die Schritte sind, um vom Hier und Jetzt zum Zeitpunkt des „schon schmunzeln können…“ zu gelangen. Dieser Zeitpunkt wird häufig auch als Futur 2 bezeichnet.

Durch die Bewegung sowie das Legen und Markieren kommen die Medianden oder Klienten vom Erzählen ins Tun und somit leichter in die Lösungsfindung (Solution-Talk statt Problem-Talk).

Meine Anwendung der Timeline ist also eine Methode, um vom Ende her zu denken. Meine wichtigste Praxiserfahrung dabei ist, dass sich die Medianden oder Klienten in den Zustand versetzen, vom „Punkt des Schmunzelns“ in die Vergangenheit zu denken. Es ist spannend zu erleben, wie der Mediand dann die einzelnen Schritte in der Vergangenheit als viel geringeres Hindernis erkennt, als wenn er vor dem Berg steht.

Für Teams ist die Timeline auch eine wunderbare Möglichkeit, um z.B. mehrere Varianten zu erarbeiten, die dann in einer Zielvariante münden können. Die Timeline kann auch eingesetzt werden, um sich in Konfliktsituationen in den Ausgangspunkt des Konflikts (auch bei inneren Konflikten) zu versetzen. Hier schaut der Klient zurück in die Vergangenheit. Über die Abfrage, welches Körpergefühl sich einstellt (somatische Marker), können sich tiefere Erkenntnisse über die Konfliktursache ergeben. Häufig stellen die Beteiligten dann auch fest, dass sie nicht immer den gleichen Anlass als Ursache für den Konflikt wahrnehmen.

Eine Variante zur Umsetzung online

Doch wie könnte das alles online funktionieren? Tatsächlich braucht es meiner Erfahrung nach gar nicht allzu viele Änderungen. Dank des Online-Systembretts im Coachingspace bleiben die Fragen dieselben. Statt der Karten nutze ich dort z. B. die Blöcke, um verschiedene Optionen zu markieren (siehe Screenshot 1). Eine Figur stelle ich stellvertretend für den Klienten oder die Klientin in der heutigen Situation auf, eine andere für die Zukunft (im Beispiel für Silvester 2021).

Eine mögliche Grundaufstellung, z. B. wenn ein Mediand vor der Wahl zweier Optionen steht

Eine mögliche Grundaufstellung, z. B. wenn ein Mediand vor der Wahl zweier Optionen steht

Durch die Möglichkeit, im Coachingspace die Blickrichtung anzupassen und die Innenperspektive einzelner Figuren einzunehmen, lässt sich das „vom Ende her denken“ spielend leicht umsetzen (siehe Screenshot 2). Im Online-Setting braucht es dafür manchmal etwas mehr Zeit als in Präsenz, um das auf sich wirken zu lassen. Da ist etwas Geduld gefragt. Danach schreiten wir auch im Online-Setting die digitale Timeline von hinten ab und legen wiederum Klötze als Maßnahmen bzw. Schritte, die die Medianden bis zum „Punkt des Schmunzelns“ unternommen haben (zwei Klötze sind von vorne herein beim bunten Figurenset vorhanden; über die Duplizieren-Funktion lassen sich weitere erstellen).

Aus der Innenperspektive des Zukunfts-Ich lässt sich in den “Punkt des Schmunzelns” einfühlen und anschließend von dort die Timeline von hinten abschreiten

Aus der Innenperspektive des Zukunfts-Ich lässt sich in den “Punkt des Schmunzelns” einfühlen und anschließend von dort die Timeline von hinten abschreiten

Manchmal wähle ich, wie in dem abgebildeten Beispiel, das gewellte Brett (Sinusbrett), durch das sich ganz gut darstellen lässt, dass es sich um etwas in der Zukunft handelt. Im Anschluss kann man zudem die Medianden darum bitten, die Bretter zusammenzuschieben und zu fragen, wie nah man dem „schon schmunzeln können…“ ist, oder während des Zusammenschiebens in sich hineinzuspüren, was es braucht, um diesem Zustand näher zu kommen (siehe Screenshot 3).

Das gewellte Brett lässt sich zusammenschieben und so beispielsweise ergründen, was es braucht, um einer Entscheidung oder dem “Punkt des Schmunzelns” näher zu kommen

Das gewellte Brett lässt sich zusammenschieben und so beispielsweise ergründen, was es braucht, um einer Entscheidung oder dem “Punkt des Schmunzelns” näher zu kommen


Zwischen Heute und Zukunft lassen sich auch noch weitere Figuren im Sinne des Futur 2 stellen, z. B.: „Was waren aus Sicht Ihres Zukunft-Ichs an Silvester denn gute Zwischenschritte, um eine Entscheidung zu treffen?“ Oder auch: „Nehmen wir an, Sie haben sich für Option A entschieden. Was machen Sie dann als erstes? Was als zweites?“ usw. (siehe Screenshot 4).


Eine beispielhafte Aufstellung des Futur 2 mit möglichen Zwischenschritten

Eine beispielhafte Aufstellung des Futur 2 mit möglichen Zwischenschritten

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren dieser Variante.

Euer Egbert Schuwardt
Mediator I Coach I Berater
https://www.schuwardt.de/


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